Die Parole „Alles für Deutschland“: Eine Fehlinterpretation und ihre Folgen 

Es ist bemerkenswert, wie ein offensichtlich ahnungsloser Lokalpolitiker die Parole „Alles für Deutschland“ als ausschließlich nationalsozialistische Erfindung deklariert. Dies offenbart eine besorgniserregende Unkenntnis unter manchen Parlamentariern. Noch gravierender ist jedoch, dass Staatsanwälte und Gerichte hierfür Strafen verhängen, obwohl es dafür keinen eindeutigen Straftatbestand gibt. Diese vom Steuerzahler finanzierten Beamten sollten ihre Ressourcen lieber darauf konzentrieren, tatsächlich strafrechtlich relevante Delikte zu verfolgen, von denen es genug gibt und die aufgrund der Überlastung der Gerichte oft unbearbeitet bleiben.

Die Losung „Alles für Deutschland“ war keine Erfindung der SA und somit auch keine exklusive nationalsozialistische Parole. Ihre Verwendung reicht weit vor die Zeit der SA zurück. Bereits am 6. März 1848 beendete König Ludwig I. von Bayern eine Rede zu seiner königlichen Proklamation mit den Worten: „Alles für Mein Volk! Alles für Teutschland!“

Des Weiteren wurde diese Losung in den 1930er Jahren von Vertretern der SPD, der DNVP und der katholisch geprägten Zentrumspartei verwendet. So benutzte beispielsweise Karl Höltermann, Sozialdemokrat und geschäftsführender Bundesvorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, in einem Aufruf im Jahr 1932 die Formulierung: „Wir wollen nichts für uns – alles für Deutschland!“ Dies bezog sich auf einen Brief des ersten Bundesvorsitzenden des Reichsbanners, Otto Hörsing, der am 26. Dezember 1931 in der Reichsbanner-Zeitung unter der Überschrift „Nichts für uns – alles für Deutschland!“ veröffentlicht worden war und in dem Hörsing unter anderem schrieb: „Es bleibt bei unsrer alten Parole: Nichts für uns – alles für Deutschland!“ sowie „Wir wollen nichts für uns – alles für Deutschland!“ (Quelle: Wikipedia).

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Parole in der Sowjetischen Besatzungszone Verwendung durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl schrieben am 24. April 1946 in einem Geleitwort für die neugegründete Parteizeitung Neues Deutschland: „Alles für Deutschland, alles für das neue Deutschland ist die Leitfahne unseres neuen Zentralorgans.“ Der Bund der Deutschen, Partei für Einheit, Frieden und Freiheit (BdD) nutzte auf einem Plakat für die Bundestagswahl 1957 den Text „Nichts für Atomrüstung und NATO – Alles für Deutschland durch den Frieden – Bund der Deutschen – Partei für Einheit Frieden Freiheit“.

Ein weiteres Beispiel ist der ehemalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel (CSU), der auf einem Parteitag in seiner Rede sagte: „alles für Deutschland mit unserem Vorsitzenden Franz Josef Strauß“ (Quelle: csu-geschichte.de/media/user_upload/PDF/PT19790928-16-CSU-Protokoll-Parteitag.pdf, S. 96-99).

Selbst in jüngster Zeit griff der Spiegel-Reporter Stefan Kuzmany in der Ausgabe 37/2023 der gedruckten Ausgabe mit 700.000 Exemplaren die Parole mit der Überschrift „Alles für Deutschland“ auf.

Es ist daher unerlässlich, bei Parolen – im Gegensatz zu den weitaus klareren bildlichen Symbolen – stets den Zusammenhang zu berücksichtigen, da eine einfache Wortfolge an sich nicht unter Strafe gestellt werden kann. Ein Beispiel hierfür ist, wenn Politiker bei öffentlichen Versammlungen anführten, Angela Merkel habe in ihrer Amtszeit als Kanzlerin „immer alles für Deutschland und Europa getan, was ihr möglich war“. Hier wurde trotz der Nutzung des einschlägigen Wortlauts „Alles für Deutschland“ keine NS-Propaganda betrieben. Die Bedeutung und Absicht hinter der Verwendung sind entscheidend.

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